Methamphetamine: Drogenprofil

Methamphetamine: Drogenprofil

Eine synthetische Substanz. Normalerweise ein weißes Pulver, das das zentrale Nervensystem (ZNS) stimuliert. Methamphetamin wurde erstmals 1919 in Japan hergestellt und hat begrenzten therapeutischen Nutzen; es wird größtenteils in illegalen Labors vor allem in den USA und in Fernost hergestellt. Es steht unter internationaler Kontrolle und ist eng verwandt mit Amphetamin.

Chemie

Methamphetamin (CAS-537-46-2) gehört zur Familie der Phenethylamine, der zahlreiche Substanzen angehören, die als Stimulantien, entactogen oder halluzinogen wirken können. Methamphetamin ist das N,α-Dimethylphenethylamin. Der volle systematische Name gemäß der Nomenklatur der IUPAC ist N,α-Dimethylbenzolethanamin. Das asymmetrische α-Kohlenstoffatom verursacht zwei Enantiomere. Diese beiden Formen wurden früher als [–]- oder l-Stereoisomer bzw. [+]- oder d-Stereoisomer bezeichnet, sind jedoch in der modernen Chemie als R- und S-Stereoisomere definiert.

Molekülstruktur

molecular structure of methamphetamine


Molekülformel: C10H15N
Molekulargewicht: 149.2 g/mol

 

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Physische Form

Methamphetamin-Base ist ein farbloses, leicht flüchtiges und in Wasser unlösliches Öl. Das gängigste Salz ist das Hydrochlorid (CAS-51-57-0): ein in Wasser lösliches weißes oder cremeweißes Pulver oder Kristalle. Illegale Produkte haben meist Pulverform, jedoch wird das reine kristalline Hydrochlorid auch als „Ice“ [Eis] bezeichnet. Tabletten, die Methamphetamin enthalten, können Logos tragen, wie man sie ähnlich auf MDMA und anderen Ecstasy-Tabletten findet.

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Pharmakologie

Methamphetamin ist ein Stimulans des zentralen Nervensystems, das Hypertonie und Tachykardie zusammen mit Gefühlen erhöhter Zuversicht, Geselligkeit und Energie auslöst. Es unterdrückt Appetit und Müdigkeit und führt zu Schlaflosigkeit. Nach oraler Anwendung setzt die Wirkung meist binnen 30 Minuten ein und hält mehrere Stunden lang an. Später können sich die Anwender reizbar, unruhig, ängstlich, deprimiert und lethargisch fühlen. Die Substanz steigert die Wirkung der noradrenergen und dopaminergen Neurotransmitter-Systeme. Methamphetamin hat eine höhere Potenz als Amphetamin, jedoch sind die Wirkungen in unkontrollierten Situationen kaum unterscheidbar. Das S-Isomer wirkt stärker als das R-Isomer. Die therapeutische Dosis des S-Isomers beträgt oral bis zu 25 mg. Es wird nach oraler Aufnahme schnell absorbiert, und die Höchstwerte im Blutplasma liegen bei etwa 0,001 bis 0,005 mg/l. Die Plasma-Halbwertzeit beträgt etwa 9 Stunden. Wichtige Metaboliten sind 4-Hydroxymethamphetamin und Amphetamin. Todesfälle, die direkt auf Methamphetamin zurückgeführt werden können, sind selten. Bei den meisten tödlichen Vergiftungen lag die Blutkonzentration über 0,5 mg/l. Die Analyse von Methamphetamin im Urin wird dadurch kompliziert, dass es auch Metabolit einiger anderer Arzneimittel ist (z. B. von Selegilin). Akute Intoxikation verursacht schwere kardiovaskuläre Störungen und auch Verhaltensprobleme mit Erregtheit, Verwirrung, Paranoia, Impulsivität und Gewalttätigkeit. Chronischer Konsum von Methamphetamin verursacht neurochemische und neuroanatomische Veränderungen. Abhängigkeit – die sich an erhöhter Toleranz gegenüber der Substanz zeigt – führt zu Beeinträchtigungen der Merkfähigkeit, der Entscheidungsfreude und der mündlichen Ausdrucksfähigkeit. Einige der Symptome ähneln denen der paranoiden Schizophrenie. Diese Wirkungen können auch nach Anwendung der Droge noch anhalten, verschwinden meist aber schließlich. Bei Injektion von Methamphetamin besteht die gleiche Gefahr einer Virusinfektion (z. B. HIV und Hepatitis) wie bei anderen injizierbaren Drogen wie Heroin. Wenn Methamphetamin geraucht wird, erreicht es das Gehirn erheblich schneller. Rauchbare Drogen (z. B. Methamphetamin, Crack, Kokain) machen viel eher süchtig und können bei dieser Aufnahme eher Probleme verursachen als bei oraler Aufnahme.

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Synthese und Vorläufersubstanzen

Das S-Enantiomer wird meist durch Reduktion von l-Ephedrin, d. h. (1R,2S)-2-Methylamino-1-phenylpropan-1-ol, oder von d-Pseudoephedrin, d. h. (1S,2S)-2-Methylamino-1-phenylpropan-1-ol, hergestellt. Sowohl Ephedrin wie Pseudoephedrin sind kommerziell erhältlich und werden in einigen Arzneimitteln verwendet. Ephedrin kann auch aus Pflanzen Ephedra vulgaris L. extrahiert werden (wird in der chinesischen Medizin als Ma Huang bezeichnet). Sowohl die Leuckart-Route wie die reduktive Aminierung (z. B. nach dem Aluminiumfolienverfahren) von 1-Phenyl-2-propanon (P2P, BMK, Phenylaceton) ergeben eine racemische Mischung der R- und S-Enantiomere. Der verwendete Syntheseweg kann durch Erstellung des Verunreinigungsprofiles ermittelt werden. Ephedrin, Pseudoephedrin und 1-Phenyl-2-propanon sind aufgeführt in Tabelle I des Übereinkommens der Vereinten Nationen von 1988 zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Suchtstoffen und psychotropen Substanzen. Die entsprechende EU-Gesetzgebung beruht auf der Verordnung (EWG) Nr. 3677/90 des Rates (mit späteren Änderungen), die den Handel zwischen der EU und Drittländern reguliert.

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Anwendung

Methamphetamin kann geschluckt, geschnupft und seltener auch injiziert oder geraucht werden. Im Gegensatz zum Sulfatsalz von Amphetamin ist Methamphetaminhydrochlorid, vor allem in kristalliner Form („Ice“), ausreichend flüchtig, um geraucht werden zu können. Bei oraler Aufnahme kann eine Dosis, je nach Reinheit und den Anteilen der Isomere, einige zehn bis zu mehrere hundert Milligramm betragen.

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Andere Namen

Der Begriff Metamphetamin (Internationaler Freiname INN) gilt streng nur für das spezifische Enantiomer(S)-N,α- Dimethylbenzolethanamin. Der Name Metamphetamin wird auch durch die Richtlinien 65/65/EWG und 92/27/EWG für die Etikettierung von Arzneimitteln innerhalb der EU vorgeschrieben. Im Vereinigten Königreich und in einigen anderen Ländern wird in der Drogengesetzgebung der Name Methylamphetamin verwendet. Weitere gängige chemische Bezeichnungen sind N-Methylamphetamin, 1-Phenyl-2-methylaminopropan, Phenylisopropylmethylamin und Desoxyephedrin. Zusammen mit Amphetamin und anderen, weniger bekannten Substanzen (z. B. Benzphetamin) fällt Methamphetamin, als das N-Methyl-Derivat von Amphetamin, mitunter pauschal unter die Gruppe der „Amphetamine“.

Es gibt hunderte weitere Synonyme und geschützte Namen (siehe beispielsweise unter http://www.chemindustry.com/chemicals/55866.html). Bezeichnungen „der Straße“ sind auch Speed, Crank, Meth, Kristallmeth, Pervitin (besonders in Osteuropa; dieser Name wurde von einem früheren Medikament übernommen), Yaba und Shabu (in einigen Ländern in Fernost).

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Analyse

Im Marquis-Feldtest ergibt sich eine orangebraune Färbung. Der Simon-Test (auf sekundären Aminen) liefert eine blaue Färbung, die Methamphetamin von primäre Aminen wie Amphetamin (rote Färbung) unterscheidet. Im Massenspektrum sind die starken Ionen m/z = 58, 91, 59, 134, 65, 56, 42 und 57. Die Identifizierung durch Gaschromatographie und Massenspektrometrie lässt sich durch N-Derivatisierung noch verbessern. Mit Gaschromatographie liegt die Nachweisgrenze im Urin bei < 10 μg/l.

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Kontrollstatus

Das S-Enantiomer ist in Anlage II des Übereinkommens der Vereinten Nationen von 1971 über psychotrope Substanzen aufgeführt. Das Racemat (eine Mischung der R- und S-Stereoisomere im Verhältnis 50:50) ist in der gleichen Anlage verzeichnet, während das R-Enantiomer in dem Übereinkommen nicht gesondert aufgeführt wird.

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Medizinische Anwendung

Methamphetamin wird gelegentlich therapeutisch zur Behandlung von Narkolepsie und von Aufmerksamkeitsschwäche wegen Hyperaktivität (ADHD) verwendet.

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Veröffentlichungen

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Multimedia und Infografiken

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Quellen

Advisory Council on the Misuse of Drugs (2005), Methylamphetamine Review (report), Advisory Council on the Misuse of Drugs, London (http://www.drugs.gov.uk/publication-search/acmd/ACMD-Meth-Report-November-2005?view=Binary).

Cook, C. E., Jeffcoat, A. R., Hill, J. M., et al. (1993),‘Pharmacokinetics of methamphetamine self-administered to human subjects by smoking S-(+)-methamphetamine hydrochloride’, Drug Metabolism and Disposition 21, S. 717–23.

Hammer, M. R. (2006), A Key to Methamphetamine-Related Literature, New York State Department of Health, New York (http://www.nyhealth.gov/diseases/aids/harm_reduction/crystalmeth/docs/meth_literature_index.pdf).

Iversen, L. (2006), Speed, Ecstasy, Ritalin: the Science of Amphetamines, Oxford University Press, Oxford.

King, L. A. und McDermott, S. (2004), ‘Drugs of abuse’, in: Moffat, A. C., Osselton, M. D. und Widdop, B. (eds.) Clarke's Analysis of Drugs and Poisons, 3. Ausgabe, Band 1, S. 37–52, Pharmaceutical Press, London.

Moffat, A. C., Osselton, M, D. und Widdop, B, (eds.) (2004), Clarke's Analysis of Drugs and Poisons, 3. Ausgabe, Band 2, Pharmaceutical Press, London.

Remberg, B. und Stead, A. H. (1999), ‘Drug characterization/impurity profiling, with special focus on methylamphetamine: recent work of the United Nations International Drug Control Programme’, Bulletin on Narcotics 11(1 and 2), S. 97–117.

Vereinte Nationen (2006), Multilingual Dictionary of Narcotic Drugs and Psychotropic Substances under International Control, United Nations, New York.

Vereinte Nationen (2006), Recommended Methods for the Identification and Analysis of Amphetamine, Methamphetamine and their Ring-Substituted Analogues in Seized Materials (revised and updated), Manual for Use by National Drug Testing Laboratories, Vereinte Nationen, New York.

Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (2003), Ecstasy and Amphetamines Global Survey 2003, Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, Wien (http://www.unodc.org/pdf/publications/report_ats_2003-09-23_1.pdf).

Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (2004), Weltdrogenbericht 2004, Band 1: Analysis, Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, Wien (http://www.unodc.org/pdf/WDR_2004/volume_1.pdf).

 

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